你好

Thu, August 06, 2015, 10:33


你好 (nǐ hǎo) meine Lieben,

es ist wohl endlich mal an der Zeit, ein Zeichen von mir zu geben. Über 2 Wochen sind nun schon seit meiner Ankunft in China vergangen und langsam aber sicher gewöhne ich mich an mein neues Leben im Reich der Mitte. Es besteht hauptsächlich aus essen gehen, Kinder belustigen, essen gehen, Kinder belustigen und vielleicht noch essen gehen. Meine Gastfamilie ist sehr nett und am liebsten würde sie mir den ganzen Supermarkt kaufen, wenn ich es nur erlauben würde. Aber ihr wisst nicht, wie groß ein chinesischer Supermarkt ist und welch einen Rassel man dort bekommt. Das braucht man nie im Leben!

Mit der Verständigung funktioniert es hier besser als gedacht. Gut wäre vielleicht noch übertrieben, aber immerhin versteht meine Familie so gut englisch, dass wir uns größtenteils ohne Hände und Füße verständigen können. Das ist schon mehr, als ich in Brasilien erwarten konnte. Erstaunlicherweise versteht selbst die vierjährige Lucky schon ziemlich gut englisch. Wenn sie nicht macht, was ich ihr sage, dann liegt es also bestimmt nicht daran, dass sie es nicht versteht. Manchmal verwechselt meine Gastmutter die Wörter „hungry“ und „angry“. Daraufhin haben wir uns gestern zusammen eine Eselsbrücke ausgedacht: Jim is always hungry and Lucky is always angry. Das trifft es einfach wie die Faust auf's Auge, sodass es jede weitere Beschreibung meiner Gastgeschwister überflüssig macht.

Ich schicke euch jetzt mal ein paar Bilder, damit ihr euch auch alles ganz toll vorstellen könnt!

Da drinnen wohne ich also in einem ziemlich großen Haus mit über 30 Etagen im 13. Stock.



Hier mal ein kleiner Blick in mein neues Zimmer:


Man beachte, ich habe einen Tisch und einen Stuhl. Einen Schlüssel habe ich dieses Mal übrigens auch bekommen. In dieser Hinsicht scheint China schon mal um einiges fortschrittlicher als Brasilien zu sein.
Wenn ich über mein Bett klettere, dann komme ich direkt zu einer schönen Sitzbank vor meinem Fenster. Hier sitze ich dann manchmal (im Übrigen sitze ich auch gerade genau da) und sehe auf das muntere Treiben einer kleinen Fußgängerpassage hinab. Abends treffen sich hier jede Menge Chinesen um ihr tägliches Aerobicprogramm zu absolvieren. Jeder darf mitmachen, aber es zieht vor allem ältere Damen zur lauten Musik und akrobatischen Verrenkungen. Es ist jeden Abend wieder sehr amüsant!

Der Blick aus dem Fenster:



Hier seht ihr mal ein Bild von der ganzen Familie. Zur Linken seht ihr Vater Zhang. Daneben lächelt Mutter Ida, währed sie die weniger lächelnde Lucky auf dem Arm hält. Und dann ist da noch Bruder Jim, der ja wie gesagt keine weiteren Erklärungen braucht.


Lucky ist aber nicht das einzige Kind, auf das ich ab und an mal aufpassen muss. Es gibt hier drei Familien, die alle miteinander befreundet sind, ihre Kinder auf die gleiche Schule schicken und alle ein Au pair bei sich haben. Da bietet es sich an, viel zusammen zu unternehmen und so kommt es, dass ihr auch immer mal andere Kinder um mich herumspringen seht. Eine Familie ist die meiner Betreuerin Kathy. Ihre beiden Kinder heißen Jessi (3 Jahre) und Eric (4 Jahre). Bei ihr habe ich die ersten 5 Tage gewohnt und grundlegende Dinge bezüglich Kinderbetreuung etc. gelernt. Auf dem nächsten Foto flechte ich Jessi gerade die Haare (das konnte ich schon vorher). Selten habe ich so ein süßes Mädchen gesehen!!! Sie erinnert mich ein bisschen an die kleine Agnes von "Ich - Einfach unverbesserlich".



Nudeln kochen mit Eric




Ich habe deswegen so viele Bilder mit den beiden, weil Kathy ihr gesamtes Leben auf Wechat (dem chinesischen WhatsApp) teilt. Damit es aber nicht so aussieht, als wären das hier meine Schützlinge, noch ein letztes Foto mit Lomi (Romi), Ida und Lucky.


Mal sehen, wie lange ich es dieses Jahr schaffe, regelmäßig etwas zu posten. Ich bin selber schon sehr gespannt. Demnächst fahren wir wohl mit den anderen beiden Familien in den Urlaub in die schöne Gegend Yuannan. Da gibt's dann bestimmt wieder neue Dinge zu berichten.
Bis dahin lasst es euch schön gut gehen.

再见
Eure Romi

Kommentare

Posted by Qui Ching Ping Sat, August 08, 2015, 16:20
Weiter so und nicht nachlassen...
Einen schönen Urlaub wünscht
Pabu
Posted by Qui Ching Ping Sat, August 08, 2015, 16:55
Wir sind sehr beeindruckt von deinem Bericht und warten mit Spannung, wie es weiter geht. Im nächsten Bericht kannst du auch was über das Wetter berichten. In den Nachrichten werden extreme Regengüsse von Taiwan und China gemeldet. Bei uns sind es derzeit unerträgliche 38°C im Schatten. Weiterhin eine gute Zeit dir. Ganz liebe Grüße von Gabi-Oma und Helmut-Opa.

PS.: Max passt auch gut nach China. Er kann auch kein rrrr sprechen.
Posted by Hannes Tue, August 11, 2015, 15:14
Liebe Romi,

schön, dass es Dir dort gefällt. Elli meinte, Deine Gastfamilie fordert Pizza von Dir!

Also los, so für ca. 3 Bleche:

Der Teig: ca. 400g Mehl (Typ 00 oder Typ 405) mit etwas Salz mischen. Einen 3/4 Würfel Hefe (ca. 30g), 1/2 TL Zucker mit handwarmem Wasser (ca. 1/4 L.) verrühren, zudecken und ca. 15 Min. warten, bis sich Blubberbläschen bilden. Hieraus einen Teig kneten (ca. 15 Min., Italiener kneten länger!), je nach Bedarf noch etwas Wasser oder Mehl zugeben. Der Teig sollte nicht an den Händen kleben. Etwas Mehl drüber, zudecken und nach 30 Min. des Gehens nochmal zusammenkneten. Weitere 30 Min. gehen lassen.

Die Sauce: 1 Dose (400g) geschälte Tomaten (Pelati) in einer Schüssel grob mit dem Messer zerkleinern, mit Salz, Oregano würzen und einen Schluck Olivenöl drunterrühren.

Der Käse: Mozzarella frisch (auf 3 Bleche 5 Kugeln) oder gerieben (dann 500 - 600g). Wenn frisch, in dünne Scheiben schneiden und eine Zeit lang in einem Sieb abtropfen lassen, sonst wird der Belag der Pizza etwas flüssig.

Nun solltest Du die Bleche mit Olivenöl einpinseln und den Teig so dünn wie möglich ausrollen (geht mit einem schweren Whiskey- oder Averna-Glas am besten, sonst einfach mit der Hand plattdrücken. Jetzt wird die Sauce darauf dünn verteilt, so dass etwas übrig bleibt, was vielleicht Verschwendung ist, nur gibt es keine kleineren Dosen Tomaten. Dann kommt der Käse drauf und nun der Belag Deiner Wahl. Deiner Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt, nur den Party-Klassiker in Form von "wir kippen eine Dose Mais drüber" sollte man lassen.
Den Ofen heizt Du bitte auf Ober- und Unterhitze 250 Grad vor. Direkt bevor die Pizza in den Ofen kommt beträufelst Du sie bitte noch mit Olivenöl (am besten aus einem Kaffeesahnekännchen - das gibt einen recht feinen Strahl) und verstreichst das Öl auf dem Pizzarand noch mit einem Pinsel. Die Pizza wird auf der unteren Schiene des Ofens ca. 10 - 15 Min. gebacken, bis der Rand knusprig ist und sich der Saucensee in der Mitte des Gebäcks verflüchtigt hat.
Wenn Du möchtest, kannst Du nun noch zerdrückten Knoblauch mit feingeschnittener Chili, Salz und Olivenöl zusammenrühren. Hier kann sich dann jeder nach Bedarf noch was zum Nachwürzen nehmen.
Klassische Beläge wären:

- Sardellen mit schwarzen Oliven (Vorsicht - keine gefärbten, die schmecken fies!) oder Kapern
- Meeresfrüchte (dann noch Knoblauch und gehackte Petersilie dazu) Thunfisch mit dünnen Zwiebelringen
- Schinken
- Salami, ...
... oder was auch immer Dir schmeckt!

Viel Erfolg, liebe Grüße, auch an Deine Ersatzfamilie,

Hannes