Der erste Tag
Mon, February 01, 2016, 18:22
Am Tag nach der Anreise waren wir von Romis Gastfamilie zum Mittagessen
eingeladen. Das hieß zeitig (10:30 Uhr) aufstehen. Klingt eigentlich
gar nicht so zeitig, war es aber doch, insbesondere wenn man in Betracht
zieht, dass wir am "Vortag" erst um 3 (oder so) in die Heia gegangen
waren. Früh fühlten wir uns dementsprechend wie durch den Wolf gedreht.
Wir haben es dennoch rechtzeitig per Metro in Romis ehemaliges Viertel
geschafft und waren pünktlich am Edinburgh Hotel. Ein Schuppen, der von
weitem wenn auch nicht schön, so doch wenigstens protzig aussah.
Doch dann stellte sich heraus, dass wir an der falschen Adresse gelandet
waren. Also beeilten wir uns zu der anderen Stelle, als Eingeladene
wollten wir schließlich nicht zu spät kommen. Als wir ankamen, fanden
wir folgende Szenerie vor:
Wir waren also die ersten, wohlgemerkt eine halbe Stunde nach dem
vereinbarten Zeitpunkt. Ob jetzt wohl die Gastgeber peinlich gerührt
wären? Nö, waren sie nicht. Anwesend waren schließlich neben Romis
Schützling und deren Vater, noch die Großmutter, Schwager und Schwägerin
samt Kinderschar. Abgesehen von einigen wenigen Dingen wie Hühnerköpfen
und -füßen war das Essen reichlich und extrem lecker, auch die
Fischköpfe. Die kantonesische Küche wird also nicht zu Unrecht gerühmt.
Und ich habe mich (gemäß Connys Ermahnung) gut benommen (nicht mal meine
Gabel, sondern brav Stäbchen benutzt), sodass das Essen äußerst
harmonisch verlaufen ist.
Dann ging es noch Romis Sachen holen. Da ihre Tasche ja auf dem Herflug
rollunfähig gemacht wurde, hatten wir vorsorglich unsere leeren
Rucksäcke mitgenommen, um das ganze Geraffel zu transportieren (womit
drei Personen wirklich gut zu tun hatten). Romis Gastvater hatte uns
zwar ein Taxi empfohlen, aber wir hatten alles Geld schon für das Hotel
ausgegeben und noch kein neues Geld besorgen können, und so hat er uns
noch zur Metro gebracht. Als kernige Deutsche sind wir es durchaus
gewöhnt, mal unsere Füße zu benutzen, auch wenn Gepäck dabei ist. Ein
Brauch, der in anderen Ländern durchaus unbekannt zu sein scheint.
Geld abheben gelang übrigens an diesem Tag nicht mehr und es kam mir so
vor, als könnten auch Maschinen hier das Gesicht verlieren. Oder wie ist
es zu verstehen, wenn diese beim Versuch, 2000 RMB abzuheben, behauptet,
sie könne nur 100 RMB ausspucken, und dann, wenn man sie beim Wort
nimmt, verschämt gar nix macht?